Summary (1-3)
Ziele der LVA
Ziele
Soziale und gesellschaftliche Aspekte der Computerisierung
ICT (Information and communication technologies)
Entstehung, Gestaltung, Nutzung, Konsequenzen von ICTs
Informationsgesellschaft
Informatik als Praxis und Wissenschaft
Modell vs. Wirklichkeit
Informatik als Gestaltungswissenschaft (Design-Science)
Risiken vs. Chancen: Folgenabschätzung
"integrierte Technik-Folgenabschätzung"
Gesellschaftliche Folgen, Implikationen, Konsequenzen
Gerechtigkeit, Fairness
Machtverteilung
Bias vs. rationale Entscheidung
Privacy vs. Ăśberwachung
Gesellschaftliche Verantwortung, Ethik
Vorschau
Wo sind die Grenzen der Automatisierung?
Wer sind Verantwortungsträger von ICTs / automatisierten Systemen?
Wie weit darf automatisiert werden?
Fehlentwicklungen vs. beabsichtigte Design-Entschiedungen
Betrug mit ICTs
VW Abgasskandal: Abgase manipuliert
Datenschnittstellen in Arzt-Software: Data Leak
Grenzen der Automatisierung: Ethische Entscheidungen
Autonomes fahren
Kriminalitätsneigung anhand von Bildern abschätzen (Risk assessment in Gerichten)
Sexuelle Orientierung anhand von Bildern abschätzen
Perspektiven
Wenn man ICTs entwickelt (Computerartefakte, Computer und Softwaresysteme)
entwickelt man eigentlich STINs (Soziotechnische Interaktionsnetzwerke)
🔧 Technische Perspektive
Technische Perspektive
Dekontexualisiert, simplifiziert, verallgemeinert auf Funktionalität
Technik unabhängig vom Sozialen.
nur kognitiver und instrumenteller Aspekt der Nutzung.
vereinfachte Abstraktion von der Wirklichkeit zum Arbeiten mit technischen Systemen.
Alles was nicht Teil des Systems ist, ist die Umwelt (auch Nutzer).
FĂĽr Konstruktion, Produktion.
System muss Funktionen erfĂĽllen, ansonsten defekt.
Komponenten.
Mangelnde BerĂĽcksichtigung von
Kontext, STIN, Techniknutzung, Organisation, zeitlicher Dimension technologischer Innovation.
Technik
allopoietisch - von auĂźen gemacht.
ist nicht Selbstzweck oder autonom
= nicht unabhängig von sozialen strukturen
im Gegensatz zur Natur (mit ihren unveränderlichen Naturgesetzen)
Technik ist nicht einfach da
ist von den Menschen fĂĽr den Menschen
Menschen als Entwickler und Nutzer
ist abhängig vom sozialen Kontext
Naturwissenschaft
Erklären von Gesetzmäßigkeiten
fixer Gegenstandsbereich, "nomologische Realität"
innerhalb bestimmter Grenzen konstant
Die Moderne
Zeit ab der Aufklärung, Industrialisierung
Aktive Gestaltung der Umwelt
Bestimmung der äußeren Natur mit Technik
đź«‚ Soziotechnische Perspektive
Gesellschaft gestaltet Technik.
Technik beeinflusst Gesellschaft.
Soziotechnische Perspektive
Zusammenhang von Technik und sozialen Prozessen, Rollen, Strukturen, Interaktionen.
Soziales = Netzwerke aus immer wiederkehrenden Verhaltensmustern die sich auf einander und sich selbst auswirken.
Gesellschaft = Gesamtheit des Sozialen Gemeinsames Handeln.
Technik ist nicht selbstzweck und entwickelt sich nicht von selbst sondern entwickelt von Menschen und fĂĽr Menschen.
Organisationen.
Ganzheitliche Sicht, schlieĂźt dynamischen Kontext, nicht-Determiniertheit ein.
Kennzeichnung
BerĂĽcksichtigung von:
Wechselseitigkeit
Wechselwirkung, Wechselseitige Abhängigkeit
Interdepdendenz , Zusammenhang, wechselseitige EinflĂĽsse zwischen Technik / ICTs und Sozialem
Gestaltung und Nutzung von ICTs
gesellschaftlich soziale Konsequenzen der Computernutzung
situated / Situertheit = (STIN + Kontext)
STINs, Nutzung, Entwicklung sind immer socially embedded / sozial eingebettet / im sozialen Kontext
Embeddedness
Interpretation von Daten passiert beim Nutzer
zeitliche Dimension
Geschichte von technische Innovation
Co-evolution
gemeinsame Entwicklung
Mutual adaptiveness
Gegenseitige Anpassung
Soziales
Menschen, Gruppen, Institutionen, Gesellschaften (= Gesamtheit aller Akteure)
soziale Prozesse, Strukturen, Organisationen, Kulturen
reflexiv autopoietisch
sich selbst verändernd, sich selbst steuernd, dynamisch entwickelnd.
konstruktives, aktives Handeln, Gestalten.
Erzeugt Regeln, Struktur zur Selbststeuerung.
In Wechselwirkung mit Umwelt, Kontext.
Nur verständlich in Zusammenhang mit Historie: Pfadabhängigkeit
Kontingenz, offener Entwicklungshorizont.
Situationen, keine Zustände.
Kulturwissenschaften
Verstehen von Zusammenhängen im Kontext
variabler, kontextabhängiger Gegenstandsbereich, "autopoietische Realität"
In Wechselwirkung mit Kontext, nicht determiniert mit Kontext.
offener Entwicklungshorizont
innerhalb bestimmter Grenzen veränderlich
ICTs have a...
social nature
Nutzung und Interpretation unterschiedlich je nach Anwender
Können soziale Aktionen und Beziehungen ermöglichen
Können soziale Kontrollstrukturen ändern
technical nature
communicative and computational
temporal and spacial consequences
no social transformations
institutional nature
political consequences
Kontext
situative, zeitliche, dynamische Prozesse in Organisationen
Absichten von Akteure
besondere Merkmale von Technologien
Wieso braucht man die soziotechnische Perspektive?
Gemeinsame Gestaltung notwendig:
Gute Technologien alleine ohne soziotechnische Perspektive reichen nicht für ökonomische und soziale Vorteile aus.
Experimente als Eye-Opener:
zB: Technische Optimierung: Kammerpfeilerbau-VerfahrenStrebbau-Verfahren (GB in 1950er)
Objektive Optimierung von Kohle-Abbau-Verfahren
Kammerpfeilerbau: Kohle nicht ganz abbauen, Kohlesäulen ("Pfeiler") als Stützen lassen.
Strebbau: Metallsäulen benutzen, alles abbauen.
Konsequenz
Geringere Produktivität, Arbeitsmotivation
Höhere Krankheitsquoten, Fluktuation der Leistung
Foruschung von Travistock Institute of Human Relations
Kammerpfeilerbau: Kleingruppen, alle gemeinsam fĂĽr gesamten Prozess und Endergebnis verantworlich
Strebbau: Spezialisierung, nur fĂĽr einen Prozessabschnitt verantwortlich.
Schlussfolgerung: Sozialen Prozesse und Strukturen nicht berĂĽcksichtigt
Technik-Nutzung
Arbeitsorganisation: Gruppen, Rollen, Hierarchien aufgelöst
zB: Produktivitätsparadoxon (Kling 1999)
Falsche Annahme: Computernutzung / "Computerisierung"  Produktivitäts-Zunahme
Produktivität nur unter bestimmten Bedingungen:
korrekter Einsatz, notwendige Ausbildung, Kompetenz, Erfahrung.
Schlussfolgerung von Travistock Institute of Human Relations
Joint Optimization, Co-Evolution (gleichzeitige Verbesserung)
Technische, Organisation gemeinsam gestalten
Lebens und Arbeitsbedingungen
Organizational choice
Technische Systeme determinieren Organisation, Arbeitsorganisation nicht vollständig.
Organisation hat Handlungsspielraum fĂĽr Nutzung der Technologie
Interpretation von Daten passiert beim Nutzer
unterschiedliche Freiheitsgrade
Soziotechnische Interaktionsnetzwerke STIN (Modell)
ICTs sind Teil von STINs
sie sind eingebunden im Kontext
beschreiben Wechselwirkungen, Beziehungsgeflechte, Netzwerke
aus soziotechnischer Perspektive
zwischen technischen Produkten und Mensch.
STIN entwickeln und steuern sich selbst (gleiche Definition, siehe oben).
Modellieren den Kontext / Umgebung von
Techniknutzung
Organisation in der Technik eingesetzt wird
zeitliche Dimension von Innovation
Bestandteile
Akteure
Personen, Gruppen, Organisationen, Stakeholder
zB Wohngemeinschaft
Gerät, Technischer Artefakt, Produkt
Handlungen
Erzeugung von einem Produkt
zB Arbeit, Fortbewegung
Kommunikation
zB. Email, Social Media
Ressourcen
Geld, Fähigkeiten, Status
gesetzliche Rahmenbedingungen, Zwänge
RessourcenflĂĽsse
Arbeit
zB
Nutzung von Social Network Sites
CNC-Maschinen in Produktion
Email Kommunkation
Internet of things IoT
Cyberphysical production Systems - Industry 4.0
...
Technikaneignung / Evolving Use
Gesellschaft gestaltet Technik.
Nutzung: neue Nutzungsweisen, Technikakzeptanz
Technik wird darauf folgend an BedĂĽrfnisse, Erfordernisse angepasst.
Technik beeinflusst Gesellschaft.
Technikaneignung / Evolving use
Technik wird fĂĽr neue ursprĂĽnglich nicht vorgesehene Zwecke (zb nach Gebrauchsanleitung) verwendet.
ist ein sozialer, offener Prozess
kann nicht deterministisch gesteuert werden
Beispiel
SMS: UrsprĂĽnglich von GSM-Mobilfunk fĂĽr Statusmitteilungen
Technik-Soziologie
Technikdeterminismus
stimmt nicht.
keine Extrapolation von Technik auf Gesellschaft
alle Probleme der Menschheit lassen sich nicht exklusiv technisch lösen.
Technik entsteht durch einen gesellschaftlich-sozialen Prozess und entwickelt sich weiter.
Freiheitsgrade in Entwicklung einer Lösung für eine Anforderung.
Technik folgt dem gesellschaftlichen Prozess
Technik-Genese, -Gestaltung, -Realisierung
Technikentwicklung: Erstellung von Technik in kulturellem Kontext (oder konkreter Technik)
zu berücksichtigen während Erstellung
gesellschaftlicher Bedarf, Interessen, Zielgruppe
Kontext (kulturell, historisch)
verstärkende Rückkopplung / Rückwirkung
Anforderung → Nutzungsweise → Anpassung der Technologie → Verfestigung der ursprünglichen Anforderung
strukturierende Funktion
Konsequenzen fĂĽr das Soziale entfaltet sich
Spiegeln von Absichten
Technik als Manifestation sozialer Absichten
Kann fördernd sein oder behindernd für manche Nutzungsweisen und Menschengruppen
Eingebaute, eingeschriebene Zwecke, Bias (beabsichtigt / unbeabsichtigt)
Spiegeln Intentionen, politische Ansichten wieder
beeinflussen Menschen je nach Nutzung
Technik kann
unterschiedlich genutzt werden
von unterschiedliche Bedeutung im jeweiligen Kontext / Kultur haben
je nach Nutzung Konsequenzen fĂĽr Gesellschaft haben
Menschen ersetzen
Menschen einschränken
Arbeit erleichtern, defizite ausgleichen
neue soziale Prozesse ermöglichen
soziale Normen, Absichten verfestigen
Social Informatics
Ziele
Generation von zuverlässigem Wissen über ICTs und sozialen Wandel
basierend auf empirischer Forschung
fĂĽr zB Politik, Alltag
nuanciertes, fundierteres Verständnis
Ziele (Kling 1999)
Aktuelles Problem: ICT-Produkte nicht immer nĂĽtzlich.
Konzepte entwickeln die helfen ICTs zu verstehen und nutzbar zu machen.
Design, Gestaltung
Use, Nutzung
Configuration, Konfiguration
Consequences, Konsequenzen
Gesichtspunkte (Kling 2000)
normative Orientierung
Leilinien fĂĽr IT-Professionals
ICT-Technologie-Politik
analytische Orientierung
objektiver Erkenntnisgewinn
empirische Forschung + theoretische Analyste
Handlungsmöglichkeiten finden
kritische Orientierung
Neue Perpektiven
Nicht das technisch machbare sondern umfassende Lösungen in einem Kontext
praktische Orientierung
Reflexion und Design
Eigene Anwendung
Contextual inquiry (Kling)
"context matters"
Kontextbezogene Untersuchung
Gestaltung, Entwicklung, Auslieferung
unterschiedliche Interpretation, Nutzung, Bedeutung
Erkenntnisse (Sawyer 2008)
ICTs sind
nicht neutral
Nutzung kann Gewinner und Verlierer schaffen
konfigurierbar
ICTs sind aggregationen unterschiedlicher Komponenten
an BedĂĽrfnisse angepasst
lassen sich hacken, ausweiten, ändern
haben Konsequenzen
basierend auf Nutzung
können paradox sein
verursachen keinen sozialen Wandel sondern sind nur eine verstärkende Rückwirkung von bestehenden Werten
haben ethische Aspekte
soziale Konsequenzen
Ansammlung von Einzelentscheidungen
Erkenntnisse (Organizational Informatics - Kling 2000)
Rolle, Funktion von Computerisierung bei Gestaltung von Organisationsstrukturen
Institution
soziale Strukturen mit Regeln, standardisierten Handlungsmustern
Organisation
etablierte soziale Einheit
hat Ziele
Formalisierung von Regeln, Erwartungen, Pflichten
hierarchische Autoritätsstrukturen
Machtverteilung
Kommunikaitons und Kooperationsstrukturen
aus der Sicht der Informatik sind Organisationen STINs
Einbettung von ICTs bedeutet
Veränderung vom sozio-technischen-Gefüge
Umgestaltung, aktives Change-Management
aktives Change Management
Systemrationalisierung
falsches Konzept.
Systeme als rationale Systeme mit formalen Zielen und abläufen
Prozesse und Ziele sind vielschichtig, nuanciert, komplex
Politische Konsequenzen von ICTs
Organizational policy
Einfluss und Veränderung von
Prozessen für Steuerung von Organisationen (Managementstrukturen, Machtverhältnisse)
Zielen, Strategien, Regelwerken
Ressourcenzuweisung
Information als Machtfaktor
bedeutet UnterstĂĽtzung, Widerstand, Sabotage von Entwicklungen
Konsequenzen für Kommunikationsverhältnisse (Sproull / Kiesler)
Tendenz richtung Egalität, Demokratie
größere Offenheit, mehr Beteiligung, weniger Statusunterschiede
Aber auch Ineffizienz, Flaming, Indifferenz
Neue Arbeitsplätze und Abläufe
Erhöhte Transparenz
Intransparente, implizite Regeln und Biases
Integrierte Sicht und Dokumentation
kann zu Ăśberwachung fĂĽhlen