Summary (4-5)
Organizational Informatics
Organizational Informatics - Kling 2000
Funktion von Computerisierung bei Gestaltung von Organisationsstrukturen
Begriffe
Institution
zB Ehe, Familie
geregeltes Zusammenwirken
soziale Strukturen mit etablierter Ordnung
geleitet von Regeln - standardisierte Handlungsmuster
Organisation
zB Firmen, Kirche, Finanzamt, Sportverein
haben Ziele, Rollen, Hierarchien
hierarchische Autoritätsstrukturen
Verteilung von Macht, Rollen, Ressourcen
Kommunikaitons, Kooperationsstrukturen
Formalisierung von Regeln, Erwartungen, Pflichten
Beispiel: Universität
Institution, da:
instutionalisierte Reflexion
gesellschaftliche Einrichtung zur wissenschaftlichen Reflexion
Organisation, da:
Ziele, Rollen, Hierarchien
Information
Daten + Interpretation = Kontextgebundene, kontextabhängige Bedeutung
Zweckgebundene Interpretation
Interpretation unterschiedlich je nach Intention
Bias
Definition
Systemrationalisierung
falsches Konzept.
Systeme als rationale Systeme mit formalen Zielen und abläufen
Prozesse und Ziele sind in Wirklichkeit vielschichtig, nuanciert, komplex
Einsatz von ICTs in Organisationen
= Soziotechnisches Informationsnetzwerk STIN
zB Telearbeit, Professor, System Manager
braucht aktives Change Management
"Systemrationalismus" stimmt nicht
Systeme sind nicht rationale Systeme die man formalisieren kann
Das ist eine vereinfachte technische Perspektive
Organizational Informatics (Sawyer 2008)
situated / Situertheit = (STIN + Einsatz-Kontext)
ICTs sind socially embedded in institutionelle und organisatorischen Kontexten.
Interpretation von Daten passiert beim Nutzer
Technikaneigung
Technik wird fĂĽr neue ursprĂĽnglich nicht vorgesehene Zwecke verwendet.
Politische Konsequenzen = Organizational Policy
Informationszugang bedeutet Macht
bedeutet UnterstĂĽtzung, Widerstand, Sabotage von Entwicklungen
Beeinflussung von Struktur und Politik der Organisation (Machtverteilung, Ressourcenverteilung)
Konsequenzen des Einsatzes von ICTs (Sproull/Kisler)
Neues Kommunikationsverhalten, soziale Handlungen und Beziehungen
Vorteile
Mehr Egalität, Demokratie, Offenheit, Beteiligung
Weniger Statusunterschiede
Erhöhte Transparenz
Neue Arbeitsplätze und Abläufe
Sprachlose Koordinierung, enge Kopplung, Schichtenarbeitsplätze
Nachteile
Ineffizienz, Flaming, Indifferenz, Hate speech, zu viel Auswahl
Intransparente, implizite Regeln und Biases
Integrierte Sicht und Dokumentation aller Abläufe kann zu Überwachung führen
Beispiel: System- und Softwareentwicklung als STINs
Akteure = Gruppen, Personen, Abteilungen, Organisationen
Technische Artefakte = Software
Praktiken = Handlungen, Kommunikation
Arbeitsaufgaben, Prozesse
Ressourcen
Gesetzliche Rahmenbedingungen, Vorschriften
Entwicklung von STINs
🔧 Technikfokussierte Perspektive
Entspricht der Produktionssicht
Vorgegebene Probleme
formalisierte Anwendung
Eigenschaften
Systemrationalismus
linearer Workflow
BerĂĽcksichtigt nicht genug:
Einsatzkontext, Sozialkontext, Userneeds, Folgen, Ethik
zB Aufgaben, Handlungspraxis bei der Nutzung, organisatorisches Umfeld
Geht dadurch am Bedarf des Users vorbei
Ablauf
Auftraggeber → Informatiker → Computerartefakt ohne Kontextbezug, Einbettung
Requirements → Technische Umsetzung → Produkt
đź«‚ Soziotechnische Perspektive
Man muss die soziotechnische Perspektive einnehmen.
Vernachlässigung bedeutet kognitivistische und rationalistische Sicht auf Design - Systemrationalismus
Es gibt keinen "besten Weg" in der Umsetzung. → Systemrationalismus vermeiden.
Die Gestaltung ist ein
wechselseitiger konstruktiver und kommunikativer Prozess in Bezug auf veränderliche Nutzungs- und Einsatzkontexte
Eigenschaften
Iterativ
Schrittweise, zirkuläre annäherung
Partizipativ
BerĂĽcksichtigung von Einsatz-Kontext, User needs, Folgen
Social, Contextual Inquiry
Ethische Ăśberlegungen
Erkundung des Kontexts als empirisch-soziale Herangehensweise
ICT-Entwickler als agents of change
mit Gestaltungsspielraum
Ablauf
Auftraggeber → Informatiker  → STINs, keine Computerartefakt
Requirements → Iterative Schritte  → Ergebnis, embedded im Einsatz-Kontext
Iterative Schritte:
Problemanalyse und Definition
Technische Umsetzung
ĂśberprĂĽfung
Verbesserung, Verfeinerung
Dabei mit einbezogen:
dynamischer, kommunikativer Prozess
Auftraggeber, User, Experten (interdisziplinär)
BerĂĽcksichtigt und exploriert :
Einsatzkontext, User Needs, Folgen
Nicht problem-solving sondern problem-setting
Problemstellung und Problemdefinition ist nicht gegeben sondern wird erarbeitet und iterativ ĂĽberarbietet.
Es wird bestimmt welche Probleme am wichtigsten sind und welche Perspektive eingenommen wird.
Es gibt keine einzige richtige Lösung
Es wird durch informatisches Handeln einer der vielen möglichen Lösungen gewählt
Gestaltung von STINs
(Sommerville 2008)
Pragmatische Akzeptanz
davon dass Menschen irrational sind
von Zielen die im Konflikt zu einander stehen
davon dass es widersprĂĽchliche Meinungen gibt darĂĽber wann ein ICT-System erfolgreich ist
Vielfalt von Prozessen
Falsche Ansicht:
Alle User sind gleich und mĂĽssen sich an technischen Vorgaben und Prozesse orientieren.
Keine Rücksicht auf UX/UI, Nützlichkeit, Unterstützung der User bei Problemlösung
Richtige Ansicht:
real-world-Prozesse sind vielfältig, kontingent, kontextabhängig
Menschen nutzen ICTs basierend auf ihren eigenen Erfahrungen und Kompetenzen
Gestaltung von ICTs
Entwicklung, Gestaltung, Designprozess
Menschen verstehen
- contextual inquiries
Einsatz-Kontext verstehen
- Social inquiries
Bedürfnisse, Präferenzen in STINs erkennen
- Partizipativ
Co-Design, Co-Evolution
Fieldwork, Partizipative Methode → Einbeziehung der Nutzer
Betroffene Menschen bei Entwicklung mit Einbeziehen → Beteiligte verstehen ihre Domäne
- Tacit Knowledge
Domain/Prozesskenntnisse als Expertise
Prozesswissen, Fertigungsskills der Betroffenen
Ist implizit und nicht formalisierbar
- Partizipativ
Handeln, Arbeitsabläufe verstehen
Reale Arbeitsabläufe in Organisation beobachten
Was kann verbessert werden, was sollte so bleiben?
Ziele berĂĽcksichtigen
UserbedĂĽrfnisse vs. Ziele der Organisation, soziokulturelle Normen
integrierte Technik-Folgenabschätzung
integrierte Technikbewertung
Mögliche Konsequenzen nach Einführung voraussagen
Anpassungsmöglichkeit bei Wandel von User und Organisation im Laufe der Zeit
ZukĂĽnftiger Einsatz-Kontext
Konsequenzen durch Nutzung der Computerartefakte
GrĂĽnde fĂĽr Gestaltung von STINs
Dieser Ansatz ist teuer.
- Qualitätssteigerung
Durch BerĂĽcksichtigung von
Domain-Prozesskenntnisse und Expertise der Nutzerinnen
zukĂĽnftigen Nutzungskontexts
Konsequenzen im Designprozess
Bessere Usability, UX, Effektivität in der Unterstützung bei der Aufgabe die das System erfüllen soll.
Alle Möglichkeiten der Nutzung werden realisiert.
- Erhöhung der Akzeptanz und Zufriedenheit bei Nutzern
Realistische Erwartungen
Weniger Widerstand gegen Veränderung
- Verbesserte "Time to Value"
Time-to-Value
Zeit bis effektiver Mehrwert und Nutzen erzeugt wurde.
Abhängig von Beauftragung, Entwicklungszeit, Einsatz und vor allem: Assimilation und Akkomodation
Assimilations-Periode (Aufwand von Entwicklern)
Anpassung des ICT-Systems bis nĂĽtzlich
Akkomodations-Periode (Aufwand von Organisation)
Änderung der Organisationsstruktur um ICT-System optimal nutzen zu können
Schritte
ICT-Entwickler gestalten nicht Technik sondern ein STIN
Partizipative Herangehensweise = User-Involvement
participatory design
user-centered design
human-centered design
- Fieldwork und Partizipative Methoden
social inquiries, contextual inquiries
Einbeziehung der Nutzer
Verstehen vom Status Quo
Exploration der Vielfalt des Feldes, der Tätigkeiten, Abläufe in ihrem Einsatzkontext durch
Teilnehmende Beobachtung, Interviews
Unterschiede zwischen Menschen und Gruppen feststellen
Regeln fĂĽr gutes Beobachten:
Vorurteile vermeiden, urteilsfrei Erfahrungen sammeln
Zurückhalten und sich nicht in den Vordergrund drängen
Aufmerksam sein, Details beachten
Offene Fragen stellen
Im Vorab informieren und vorbereiten
Resultate mit Projektteam teilen
Vertraut werden mit
Domäne, Tätigkeiten, Aufgaben, Handlungen, Arbeits-Abläufe, Prozesse, benutzte Technologien, Routinen, soziale Interaktionen, Teamarbeit
- Discovery Process - Gemeinsamer Erkenntnisprozess
Werte, Ziele, erwĂĽnschte Outcomes
zB durch organizational games, role-playing games, future workshops, storyboarding
Phasen
-
Critique Phase
Identifikation von Problemen
-
Fantasy Phase
Utopie entwickeln
unkonventionelle Lösungsvorschläge
Gemeinsame Überlegung wo ein ICT unterstützen könnte
ergebnisoffener Rahmen, out-of-the-box-thinking, Brainstorming
-
Realization Phase
Realisierbarkeit ĂĽberprĂĽfen und bewerten
Einigung auf nächsten Schritte
-
Critique Phase
- Prototyping
Iterativ - Zwischenergebnisse immer diskutieren in einfacher Sprache
Mockups, Paper prototyping
AusmaĂź an Partizipation
Ziel: Verbesserung der Akzeptanz
Grade
Keine Partizipation
Nichts, Information, schriftliche Datenerhebung
Fieldwork und Exploration
Consulting, Dialog
Mitwirkung, Mitbestimmung
Formen
Direkte Beteiligung ( User-Involvement )
Domänenwissen von User, erhöhte Akzeptanz
Kann bei zu viel Beteiligung die ICT-Entwickler irritieren
Direkte Beteiligung von bestimmten Usern
ausgewählte User und Gruppen
Key-User
Repräsentative Beteiligung in Unternehmen
Repräsentative Beteiligung der Gesellschaft
Methoden
Interviews
Teilnehmende Beobachtung
Arbeitsanalyse mit den Betroffenen
Future Workshops
Socio-technical Walkthroughs
Dokumentenanalyse (als ergänzende Methode: im Vorfeld der Fieldwork)
Schriftliche Befragungen (nur Notlösung)
Modellierung
Modell ≠Wirklichkeit
soziale Situationen ≠formalisierbar
Modell
Vereinfachte Abbildung eines Teilbereiches der Realität zur Abstraktion
Abbildung von Objekten, Eigenschaften, Relationen
Entwicklungsintention, Nutzungskontext
Eigenschaften
- Abbildungsmerkmal abbilden
- VerkĂĽrzungsmerkmal vereinfachen
-
Pragmatisches Merkmal eingeschränkte Ausdrucksstärke
erfĂĽllen bestimmten Zweck fĂĽr ein Subjekt
(Daten-)modelle als soziale Realitätskonstruktion
Sinnrekonstruktion durch Modell basierend auf Interpretation des Subjekts
kanalisiert Wahrnehmung
handlungsanleitend
abhängig von Vorurteilen und politischen Interessen der Modellentwickler
hält die sozial konstruierte Realität aufrecht
Informatische Modellierung
Informatische Modellierung
Modellierung im Entwicklungsprozess von Computerartefakten
Modellierung operationaler Modelle die Computerprogramme ausfĂĽhren
Modell als Ăśbergang, Filter zwischen Wirklichkeit und Formalisierung
Computer und Wirklichkeit
Modell bestimmt wie Computer in Wirklichkeit agiert
Austausches von Umwelt und modellierten Dingen beschränkt.
Die Umwelt des Computers, mit der er in Austausch tritt ist artifiziell - auch wenn es ein natĂĽrlicher, sozialer Kontext ist.
Beispiel: Transrapid - Maglev Zug
Modellierungssituation ≠Einsatzsituation
Zeit vergeht, Gegenstandsbereich ändert sich
Ist gegen Wartungsfahrzeug gefahren, weil es fĂĽr das Kontrollsystem unsichtbar war.
Modell-Typen
S(pezifikation)-Programm
zB ggt-Algorithmus
technische Perspektive - reine Problemlösung
bereits formal spezifiziert
P(roblem)-Programm
zB Schach-Algorithmus
Wechselwirkung mit Kontext
Problemsicht aus realen Welt flieĂźt ein
E(mbedded)-Programm
zB Airbus-Cockpit Steuerung
Wechselwirkung mit Kontext
Nur mit sozialen Gebrauchskontext, Einsatzkontext verständlich
Ethik
Ethik und Verantwortung in der Informatik
Ethische Dilemmata von advanced computer systems
Darf der Computer Menschen hindern?
Wer ĂĽbernimmt die Verwantwortung von autonomen Systemen?
Kann ein Computer verantwortlich sein?
Verein Deutscher Ingenieure (VDI) → Ethische Grundsätze
Ingeneure sind fĂĽr Folgen ihrere Arbeit verantwortlich
müssen sich über Zusammenhänge und zukünftige Auswirkung im gesellschaftlichen, ökologischen, ökonomischen Kontext bewusst sein
Definition
Moral
Menge an Ăśberzeugungen die Handlungsweisen als gut oder schlecht werten
Bezugspunkt: Normen (verbindlich fĂĽr alle Mitglieder einer Kultur / Gesellschaft)
≠Benimmstandards und Konventionen
≠individuelle Vorlieben
Norm
Beschreibt soll-Zustand
Regeln fĂĽr menschliches Handeln
Geltung in Kultur, Gesellschaft usw
Ethische Normen beziehen sich auf moralischen Prinzipien
Ethik
Ethische Theorie dient als BegrĂĽndung fĂĽr moralische Prinzipien
Verantwortung
Rechenschaftspflicht fĂĽr eigene Verhaltensweisen (und deren Folgen)