Tableaux

Logischer KalkülK\mathcal K

formales Regelsystem, nimmt nur auf Syntax bezug

zeigt schrittweise die Gültigkeit von Formeln und Konsequenzbehauptungen

F1,FnKG\small F_{1}, \ldots F_{n} \vdash_{\mathcal{K}} G

Eigenschaften von Kalkülen

Korrektheit (Syntax zu Semantik)

F1,,FnKGF1,,FnG \small F_{1}, \ldots, F_{n} \vdash_{\mathcal{K}} G \textcolor{grey}{\Longrightarrow} F_{1}, \ldots, F_{n} \models G 

Vollständigkeit (Semantik zu Syntax)

F1,,FnKGF1,,FnG \small F_{1}, \ldots, F_{n} \vdash_{\mathcal{K}} G \textcolor{grey}{\Longleftarrow} F_{1}, \ldots, F_{n} \models G 

Hilbert-Typ-Kalkül

siehehttps://de.m.wikipedia.org/wiki/Hilbert-Kalkül

Beweissuche schwer zu automatisieren

Ableitungen entsprechen nicht natürlichsprachlichen mathematischen Argumentationsketten

Keine Beziehung zur Semantik

Vollständigkeit ist nicht einfach nachzuweisen (korrektheit schon)

Aussagenlogik

Logische Axiome

A,BA,B und CC können gegen jede beliebige atomare Formel ausgetauscht werden

  1. (A(BA))\small (A \supset(B \supset A))
  1. ((A(BC))((AB)(AC))) \small ((A \supset(B \supset C)) \supset((A \supset B) \supset(A \supset C))) 

Nur eine Regel: Modus Ponens

AABB\Large \frac{A \quad A \supset B}{B}

Prädikatenlogik

Frege-Hilbert-Typ-Kalkül für klassische PL

Gleichen Nachteile wie bei AL

Logische Axiome

A,BA,B und CC können gegen jede beliebige atomare Formel ausgetauscht werden

  1. (A(BA))\small (A \supset(B \supset A))
  1. ((A(BC))((AB)(AC))) \small ((A \supset(B \supset C)) \supset((A \supset B) \supset(A \supset C))) 

\dots3. bis 9.

  1. A(x/t)xA\small A(x / t) \supset \exists x A

    tt muss in AA frei für xx sein

  1. xAA(x/t)\small \forall x A \supset A(x / t)

    tt muss in AA frei für xx sein

Regeln

AABB\Large \frac{A ~~~A \supset B}{B}BABxA\Large \frac{B\supset A}{B \supset \forall x A}ABxAB\Large \frac{A \supset B}{\exists x A \supset B}


xx darf in BB nicht frei vorkommen

(außer in der ersten Regel)

Tableau-Kalkül

Variante des Sequentialkalküls

Ein Tableau ist ein Baum von bewerteten Formeln als Tafel.

Sie können von Wahrheitstafeln abgelesen werden.

Grundidee: Beweis durch widerspruch

Wir gehen davon aus es gibt eine mögliche Interpretation für die Konsequenzbehauptung F1,,FnG\small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G .

Beweis durch Widerspruch, durch Annahme dass

valI(F1)=t,,valI(Fn)=t \small \operatorname{val}_{I}\left(F_{1}\right)=\mathbf{t}, \ldots, \operatorname{val}_{I}\left(F_{n}\right)=\mathbf{t} 

valI(G)=f\small \operatorname{val}_{I}(G)=\mathbf{f}

für eine Interpretation II gilt (und folgert für Teilformeln.)

  • Beispiel

    Tableau-Beweis von (AB)AB(A \supset B) \wedge A \models B

    Wir wollen einen Widerspruch zeigen, deshalb:

    1. Annahme: t:(AB)A\mathbf{t}:(A \supset B) \wedge A

    2. Annahme: f:B\mathbf{f}: B

    Wir zerlegen die Annahme t:(AB)A\mathbf{t}:(A \supset B) \wedge A

    t:AB\mathbf{t}: A \supset B

    t:A\mathbf{t}: A


    Aus t:AB\mathbf{t}: A \supset B folgt

    f:A\mathbf{f}: A

    t:B\mathbf{t}: B

    Das steht im Widerspruch zu den vorherigen Annahmen.

Entscheidungsverfahren

Beweisversuch terminiert immer und vollständige Expansion liefert Beweis oder Gegenbeispiel.

Beweis = geschlossenes Tableau

Gegenbeispiel = offener Ast

Don't care Indeterminismus

Ergebnis ist unabhängig von Auswertungsreihenfolge.

Geschlossenheit von Ästen

(Hat nichts mit geschlossenen Formeln zu tun)

Wenn sowohl t:F\small \mathbf{t}: F als auch f:F\small \mathbf{f}: F vorkommen heißt der Tableau-Ast geschlossen, sonst offen.

Abschlussregel

Gelungenes Tableau-Beweis von einer Konsequenzbehauptung F1,,FnG\small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G ist ein geschlossenes Tableau, mit Annahmen: t:F1,,t:Fn,f:G \small \mathbf{t}: F_{1}, \ldots, \mathbf{t}: F_{n}, \mathbf{f}: G  .

Beweis vonFFist ein geschlossenes Tableau mit Wurzelf:F\small \mathbf{f}: F

Vollständigkeit

Tableau-Beweis F1,,FnG \textcolor{grey}{\Longrightarrow} \small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G 

  • Beweis

    Lemma

    Für \vee Operator gilt:

    valI(AB)=fvalI(A)=f und valI(B)=f \small \operatorname{val}_{I}(A \vee B)=\mathbf{f} \Longleftrightarrow \operatorname{val}_{I}(A)=\mathbf{f} \text { und } \operatorname{val}_{I}(B)=\mathbf{f} 

    valI(AB)=tvalI(A)=t oder valI(B)=t \small \operatorname{val}_{I}(A \vee B)=\mathbf{t} \Longleftrightarrow \operatorname{val}_{I}(A)=\mathbf{t} \text { oder } \operatorname{val}_{I}(B)=\mathbf{t} 

    Analog für alle anderen Operatoren


    Beweis der Vollständigkeit durch Widerspruch

    Angenommen es stimmt nicht, dass "Tableau-BeweisF1,,FnG {\implies} \small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G ".

    Also der Tableau-Beweis gelingt nicht aber die Konsequenzbehauptung stimmt.

    Wenn ein vollständig expandiertes Tableau offen ist heißt das der Tableau-Beweis von F1,,FnG\small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G gelingt nicht.

    Das bedeutet es gibt kein GegenbeispielIIfür die Konsequenzbehauptung.

    Das bedeutet alle Äste sind offen.

    Sei Γ\Gamma ein offener , vollständig expandierter Ast.

    Eine Aussagenvariable AA kann für in diesem Ast nicht gleichzeitig wahr t:A\small \mathbf{t}: A und falsch f:A\small \mathbf{f}: A sein.

    I(A)=t\small I(A)=\mathbf{t} falls t:A\small \mathbf{t}: A

    I(A)=f\small I(A)=\mathbf{f} falls f:A\small \mathbf{f}: A

    Durch das Lemma gilt das auch für Formeln. (Induktion)

    valI(F)=t\small \text{val}_I(F)=\mathbf{t} falls t:F\small \mathbf{t}: F

    valI(F)=f\small \text{val}_I(F)=\mathbf{f} falls f:F\small \mathbf{f}: F

    Und dadurch dass die wir eine eindeutige Interpretation haben, folgt daraus

    valI(F1)=t,,valI(Fn)=t \small \operatorname{val}_{I}\left(F_{1}\right)=\mathbf{t}, \ldots, \operatorname{val}_{I}\left(F_{n}\right)=\mathbf{t} 

    valI(G)=f\small \text{val}_{I}(G)=\mathbf{f}

    Das ist das Gegenbeispiel, von der wir behauptet haben, dass sie nicht existiert. ↯

Korrektheit

Tableau-Beweis F1,,FnG \textcolor{grey}{\Longleftarrow} \small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G 

  • Beweis

    Beweis der Korrektheit durch Widerspruch

    Angenommen es stimmt nicht, dass "Tableau-BeweisF1,,FnG {\Longleftarrow} \small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G ".

    Also die Konsequenzbehauptung stimmt nicht aber der Tableau-Beweis gelingt.

    Wenn ein vollständig expandiertes Tableau geschlossen ist heißt das der Tableau-Beweis von F1,,FnG\small F_{1}, \ldots, F_{n} \models G gelingt.

    Wir nehmen an es gibt ein GegenbeispielIIfürF1,,FnG\small F_{1}, \ldots, F_{n} \models Gwodurch wir wissen, dass sie nicht stimmen kann.

    Es gilt

    valI(F1)=t,,valI(Fn)=t \small \operatorname{val}_{I}\left(F_{1}\right)=\mathbf{t}, \ldots, \operatorname{val}_{I}\left(F_{n}\right)=\mathbf{t} 

    valI(G)=f\small \text{val}_{I}(G)=\mathbf{f} .

    Wegen dem Lemma gilt für jeden Ast Γ\Gamma des Tableau:

    valI(F)=t\small \text{val}_I(F)=\mathbf{t} falls t:F\small \mathbf{t}: F

    valI(F)=f\small \text{val}_I(F)=\mathbf{f} falls f:F\small \mathbf{f}: F

    Dadurch dass das Tableau geschlossen ist, muss auch jeder Ast geschlossen sein, wodurch gleichzeitig t:F\small \mathbf t:F und f:F\small \mathbf f:F auf dem Ast liegen müssen.

    Wir müssten im Tableau auf ein Widerspruch stoßen, wodurch der Tableau-Beweis gelingen würde. ↯

Aussagenlogik

Tableau Expansion

(siehe unten)

Typen von Folgerungen:

α\alpha -Regeln Konjunktion von kleineren Behauptungen

β\beta -Regeln Disjunktion von kleineren Behauptungen

Regeln

Eingeschränkte Syntax, mit nur ,,,¬\small \vee, \wedge, \supset, \neg

Für jede Operation \circ gibt es 2 Regeln: für f:AB\small \mathbf{f}: A \circ B und für w:AB\small \mathbf{w}: A \circ B

Prädikatenlogik

💡
Wir beschränken uns auf geschlossene Formeln FF .

Es kommen im PL-Tableau nie freie Variablen vor.

Begriffe

“Termt\small tist frei fürx\small xinF\small F

wenn tt keine Variablen enthält die in xF\small \forall xF oder xF\small \exists xF gebunden sind.

x\small xist frei inF\small F

wenn xx nicht an einem Quantor gebunden ist, also wenn xFV(F)\small x \in F V(F) .

“geschlossen”

F\small F ist geschlossen wenn FV(F)={}\small F V(F)=\{\} .

Term t\small t ist geschlossen wenn es keine Variablen hat, also FV(t)=V(t)={}\small F V(t)=V(t)=\{\} .

Regeln

Eingeschränkte Syntax, mit nur ,,,¬\small \vee, \wedge, \supset, \neg

Für jede Operation \circ gibt es 2 Regeln: für f:AB\small \mathbf{f}: A \circ B und für w:AB\small \mathbf{w}: A \circ B

Tableau Expansion (mit Quantoren)

Σpar\Sigma^{p a r} Signatur erweitert mit den Parameternc,d,e\small c,d,e

α\alpha -Regeln

w:Fw1:F1w2:F2 \begin{aligned}&\frac{w:~ F}{w_{1}:~ F_{1}} \\&w_{2}:~ F_{2}\end{aligned} 

β\beta -Regeln

w:Fw1:F1w2:F2 \Large \frac{w:~~ F}{w_{1}:~~ F_{1} ~\mid~ w_{2}:~~ F_{2}} 

γ\gamma -Regeln

t:xFt:F(x/t) \Large\frac{\mathbf{t}:~~ \forall x F}{\mathbf{t}:~~F(x / t)} f:xFf:F(x/t) \Large\frac{\mathbf{f}:~~\exists x F}{\mathbf{f}:~~F(x / t)} 

für beliebige geschlossene (ohne Variablen) TermettüberΣpar\Sigma^{p a r}.

(muss meistens öfter über die selbe Formel mit verschiedenenttangewendet werden)

  • Erklärung

    valI(xF)=t \small \operatorname{val}_{\mathcal{I}}(\textcolor{pink}{\forall x F})=\textcolor{pink}{\mathbf{t}}  für alle Interpretationen IxI \small \mathcal{I}^{\prime} \stackrel{x}{\sim} \mathcal{I}  .

    Daher auch in valI(F(x/t))=t \small \operatorname{val}_{\mathcal{I}}(\textcolor{pink}{F(x / t)})=\textcolor{pink}{\mathbf{t}}  für alle variablenfreien t\small t .

    (Eigentlich sogar auch für allet\small tdie frei fürx\small xinFFsind → keine gebundenen Variablen ausFFbeinhalten)

    Analog fürvalI(xF)=f \small \operatorname{val}_{\mathcal{I}}({\exists x F})={\mathbf{f}} 

  • Problem

    Wir können nicht garantieren, dass alle Elemente der Domäne durch einen Term repräsentiert werden.

δ\delta -Regeln

f:xFf:F(x/c) \Large\frac{\mathbf{f}:~~ \forall x F}{\mathbf{f}:~~ F(x / c)} t:xFt:F(x/c) \Large\frac{\mathbf{t}:~~ \exists x F}{\mathbf{t}:~~ F(x / c)} 

für ParametercΣparc \in \Sigma^{p a r}der bisher nicht vorgekommen ist

  • Erklärung

    valI(xF)=f \small \operatorname{val}_{\mathcal{I}}(\textcolor{pink}{\exists x F})=\textcolor{pink}{\mathbf{f}}  für mindestens eine der Interpretationen IxI \small \mathcal{I}^{\prime} \stackrel{x}{\sim} \mathcal{I}  .

    Analog fürvalI(xF)=f \small \operatorname{val}_{\mathcal{I}}({\forall x F})={\mathbf{f}} 

  • Problem

    Wir wissen nicht welche Terme t\small t wir für x\small x substituieren dürfen und welche nicht.

    Wir wissen nicht ob es einen variablenfreien Term gibt der einen "Zeugen" für xF\small {\exists x F} repräsentiert.

Satz von Löwenheim-Skolen

Lösung für Probleme die mitγ\gamma-Regeln entstehen:

Σpar\Sigma^{p a r} Parameter: Erweiterung der Sprache um unendlich viele zusätzliche Konstanten

Lösung für Probleme die mitδ\delta-Regeln entstehen:

Bei der Zerlegung von f:xF\small \textcolor{pink}{\mathbf{f}: \forall x F} und t:xF\small \textcolor{pink}{\mathbf{t}:\exists x F} muss der "Zeuge" für F\small Fneu sein (also nicht im Tableau bisher vorgekommen sein).

Mit Gleichheits-Operator

💡
Wir beschränken uns auf geschlossene Formeln FF

Es kommen im PL-Tableau nie freie Variablen vor

Atomare Formeln, können nur variablenfreie Terme enthalten.

Für die Terme s,t\small s,t die in den folgenden Formeln vorkommen gilt V(s)=V(t)={}\small V(s)=V(t)=\{\} .

t:s=t\small \mathbf{t}: s=t

f:s=t\small \mathbf{f}: s=t

Abschlussregel für GleichheitsatomeAB=\small AB^=

(Abschlussregel für Tableaux siehe oben)

Wenn ein Ast die Formel f:t=t\small \mathbf{f}: t=t enthält, wird er geschlossen.

Substitutionssregel für GleichheitsatomeS=\small S^=

t:s=tt:A[s]t:A[s/t] \small \begin{gathered}\mathbf{t}: s=t \\\frac{\textcolor{pink}{\mathbf{t}}: A[s]}{\textcolor{pink}{\mathbf{t}}: A[\textcolor{pink}{s / t}] }\end{gathered} t:s=tf:A[s]f:A[s/t] \small \begin{gathered} \mathbf{t}: s=t \\ \frac{\textcolor{pink}{\mathbf{f}}: A[s]}{\textcolor{pink}{\mathbf{f}}: A[\textcolor{pink}{s / t}] } \end{gathered} t:s=tt:A[t]t:A[t/s] \small \begin{gathered}\mathbf{t}: s=t \\\textcolor{pink}{\mathbf{t}}: A[t] \\\hline \textcolor{pink}{\mathbf{t}}: A[\textcolor{pink}{t / s}] \end{gathered} t:s=tf:A[t]f:A[t/s] \small\begin{gathered}\mathbf{t}: s=t \\\frac{\textcolor{pink}{\mathbf{f}}: A[t]}{\textcolor{pink}{\mathbf{f}}: A[\textcolor{pink}{t / s}] }\end{gathered} 


A[s]\small A[s] Atom AA enthält Term ss (beliebig tief)

A[s/t]\small A[s/t] Term ss wird durch tt ersetzt